In der Bauerzeitung vom 1. März informierte Christian Gazzarin vom Agroscope über die untersuchte Wirtschaftlichkeit bei der Bio-Weidemast. Dies unter der Überschrift «Mangel an Remonten für Bio-Weidemast». Als langjähriger Bio-Weidemast-Produzent interessierte ich mich natürlich für dieses Forschungsresultat.

Zuerst stehen im Artikel viele Zahlen, die aufzeigen, dass bei der Bio-Weidemast gegenüber der Intensivmast pro Hektare wohl weniger Fleisch produziert wird, der Arbeitserlös aber dennoch besser ist, weil die Kosten pro Kilo Fleisch viel tiefer und die Direktzahlungen höher sind. Auch wenn es bei dieser Herleitung bereits viel zu hinterfragen und zu ergänzen gäbe, lasse ich das hier so stehen.

Mangel an Remonten war noch nie ein limitierender Faktor

Nun fragt sich Herr Gazzarin aber, weshalb der Marktanteil von Fleisch aus Bio-Weidemast so gering ist, obwohl doch viel günstiger produziert wird. Die Antwort liefert er im Artikel gleich selber: «Schuld daran scheint die mangelnde Verfügbarkeit von Remonten zu sein.» Das kann ich nun hingegen nicht mehr unkommentiert so stehen lassen. Die Theorie dieser Schlussfolgerung ist von der Praxis weiter entfernt als meine Bio-Mastrinder vom Klavierspielen. Ich bin seit über 25 Jahren Bio-Weidemast-Produzent und habe dabei alle Tiefs und sogar ein paar Hochs erlebt. Noch nie, aber auch noch gar nie war der begrenzende Faktor dieser Produktion ein Mangel an Mastremonten.

Der geringe oder gar homöopathische Marktanteil von Fleisch aus Bio-Weidemast kommt daher, dass die Konsumenten nicht grössere Mengen davon kaufen. Der Markt wird nur dadurch einigermassen im Gleichgewicht gehalten, indem die Anzahl Produzenten und deren Mastplätze gesteuert werden.

Zu hohes Schlachtgewicht und Preisabzüge als Folge

Die Silvestri AG und all die anderen Zwischenhändler von Bio-Weidemast-Rindern würden noch so gerne neue Produzenten aufnehmen und auch die dazu nötigen Mastremonten liefern. Migros, Aldi und Lidl kaufen aus nachvollziehbaren Gründen schlicht und einfach nicht mehr, als sie letztendlich im Verkauf absetzen können.

Grosse Teile des Jahres steht bei der wöchentlichen Preisübersicht darum in dieser Kategorie «grosses Überangebot» oder «leichtes Überangebot». Die Folgen daraus sind für uns Produzenten Rückstellungen für die Schlachtung, was oft zu einem zu hohen Schlachtgewicht und den damit verbundenen Preisabzügen führt. Dank der Agrarforschung weiss ich nun aber, dass dies am Mangel an Remonten liegt. Vielen Dank.

Zur Person:

Thomas Michel produziert auf seinem Biobetrieb in Brienz BE unter anderem Weide-Beef.